(awa) Nach 3 Stunden hätte kaum jemand noch einen Cent auf unsere 5. Mannschaft gesetzt. Bei einem 1,5:3,5-Rückstand standen 2 der verbliebenen 3 Partien verdächtig bis deutlich auf Verlust; lediglich Ramazan Salifoski durfte sich dank seines beherzten Spiels noch Siegchancen ausrechnen. Nach fast 4 Stunden Gesamtspieldauer hatten dann aber Angela Giesenberg, Ramazan und Michael Schrimpl mit 3 Partiegewinnen für den nicht mehr für möglich gehaltenen 4,5:3,5-Auswärtssieg gesorgt.
Begonnen hatte der Tag schlecht. Am Vormittag mußte unser Zahnarzt Dr. Pouya Majdpour, der am 2. Brett zum Einsatz kommen sollte, krankheitsbedingt absagen. Er lag mit hohem Fieber daheim im Bett. Kurzfristig und dankenswerterweise sprang für ihn unser Ehrenmitglied Wolfgang Rogner ein.
Der Kampf nahm von Beginn an einen wenig verheißungsvollen Verlauf. Oliver Demmert hatte es am 8. Brett mit dem Martener Altmeister Paul Golke zu tun. Obwohl Paul gesundheitlich schon viel bessere Zeiten erlebt hat, besitzt er noch immer eine respektable Spielstärke. Oliver bekam dies zu spüren und machte nie wirklich den Eindruck, als ob er die Partie hätte für sich entscheiden können.
Georg Krüger und Andreas Warsitz sahen sich an den Brettern 1 und 2 nominell unterlegenen Gegnern gegenüber, konnten aus ihrer DWZ- Übermacht aber kein Kapital schlagen. Als der Martener Hanhart am Spitzenbrett mit Schwarz nach 1,5 Stunden mindestens Ausgleich erzielen konnte, dabei die Stellung so verkompliziert hatte, daß sie auf des Messers Schneide stand, bot dieser Remis an. Trotz des sich hier schon ungünstig abzeichnenden Verlaufes akzeptierte Georg das Remisgesuch. Fast zur gleichen erhielt auch Andreas ein Remisangebot. Mit Schwarz stand er nach Skandinavischer Eröffnung zumindest räumlich vorteilhaft. Mit Blick auf einen hier bereits kurz bevorstehenden hohen Rückstand spielte er aber zunächst noch weiter, versuchte, dem Martener Zimmermann Fallen zu stellen.
Zwischenzeitlich, nach fast 2 Stunden, setzte es einen richtigen Tiefschlag. Kaum jemand hatte damit gerechnet, daß Georgios Milonas an Brett 7 seine Partie verlieren würde. Bis dato hatte er blitzsauber gespielt, soeben einen Bauern gewonnen. Dann wurde er sorglos, gestattete seinem Gegner ein Springeropfer, das bewirkte, daß der bereits weit vorgerückte Freibauer des SF Röske am Damenflügel sich zu einer Dame verwandeln konnte. 0,5:1,5.
Nach 2 Stunden und einer ebenso wechselvollen wie interessanten Partie ergatterte der kurzfristig eingesprungene Wolfgang Rogner an Brett 6 ein Remis. Die noch immer verwickelte Stellung bot Chancen, aber auch Tücken. Die Punkteteilung gegen den Martener Blumenstein war vertretbar, letztlich Gold wert. 1:2.
Obwohl Oliver bereits jetzt am 8. Brett erkennbar auf Verlust stand, mußte Andreas an Brett 2 das nächste Remisangebot zähneknirschend akzeptieren. In die ihm gestellten Fallen wollte sein Gegenüber nicht tappen. Sein gefährliches Läuferpaar mußte sich Andreas abtauschen lassen. Das Endspiel ließ keine Gewinnversuche mehr zu. 1,5:2,5.
Nun war es auch bei Oliver am letzten Brett so weit. Er gab auf. Der sympathische Altmeister Paul Golke gewann letztlich ungefährdet. Für Oliver ist dies kein Grund zur Trauer. Paul spielt trotz seines Alters und seiner gesundheitlichen Einschränkungen noch immer in einer beachtlichen Gewichtsklasse. Oliver selbst hat mit 2/4 bislang ein gutes Score erzielt.
Nach 3 Stunden stand es also 1,5:3,5. Allenfalls bei Ramazan Salifoski sah es an Brett 3 noch chancenreich aus. Unser „Killer“ hatte bereits 2 Remisangebote abgelehnt, eines davon mit der Bemerkung „Sie stehen doch schlechter.“. Realistisch erschien zu dieser Zeit ein 2,5:5,5.
Doch dann kam alles ganz schnell ganz anders. Michael Schrimpl hatte am 4. Brett zwischenzeitlich einen ganzen Turm liegen lassen. Sein Gegner schenkte aber Haus und Hof zurück, so daß Michael plötzlich mit einem ganzen Läufer im Vorteil war. Das Endspiel sollte nur noch Formsache sein. Ramazans stets sehr aktive Stellung begann peu à peu Früchte zu tragen. Angela Giesenberg, die zunächst einen Bauern weniger hatte, zwischenzeitlich an Brett 5 auch noch die zunächst diesen kompensierende Initiative verlor, konnte bei eigener Zeitnot plötzlich eine Leichtfigur gewinnen.
Der Rest war für Angela Formsache. Die Mattdrohungen des SF Steuter wehrte sie ab. Sie selbst war es dann, die ihre beiden Türmen plötzlich entfesselte und damit ihren Gegner am Rand matt setzte. 2,5:3,5 nach 3h 45min.
Direkt danach glich Ramazan zum 3,5:3,5 aus. Seine stets vorteilhafte Stellung und die Initiative an sich hatten bei seinem Königsflügelangriff letztlich für Bauern- und Figurenvorteil, schlußendlich also für partieentscheidenden Vorteil gesorgt.
Nach fast 4 Stunden oblag es dann Michael, mit seinem lange Zeit nicht mehr für möglich gehaltenen Partiegewinn für den 4,5:3,5-Endstand zu sorgen.
Unsere prächtige Mittelachse - Ramazan, Michael und Angela - hatte einen längst schon verloren geglaubten Mannschaftskampf noch komplett gedreht. Es lohnt sich eben immer wieder, auch in aussichtslosen Situationen die Hoffnung nicht aufzugeben und weiterzukämpfen. Zugegeben haben wir aber an fast allen Brettern auch von dem deutlichen Altersunterschied profitiert. Bei den gastgebenden „älteren Herren“ ließen letztlich Konzentration und Luft deutlich nach.
Sei´s drum: Unter dem Strich steht ein glücklicher 4,5:-3,5-Sieg, der uns mit nunmehr 4:4 Punkten in das etwas gesichertere Mittelfeld gehievt hat. In der nächsten Runde am 20.01.2008 müssen wir aber vom ersten Zug an hellwach sein und bleiben. Denn wir erwarten den Talentschuppen der SF Brackel VII, der als aktueller Tabellenzweiter zu den Aufstiegsfavoriten gehört.
Andreas Warsitz, 6. Januar 2008
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