(voi) Mit einem famosen Schlussspurt sicherte sich der Dortmunder Thomas Henrichs bei der 79. Deutschen Schacheinzelmeisterschaft in Bad Wörishofen einen hervorragenden 7. Platz unter 46 Startern. Souveräner Turniersieger wurde der aus Lettland stammende Großmeister Daniel Fridman.
Henrichs, der für den SC Hansa in der NRW-Oberliga spielt, war am Freitag vor einer Woche [15. Februar] als gerade mal Sechzehnter der Setzrangliste ins Rennen gegangen. Sein Turnierstart verlief eher durchwachsen: Neben zwei Pflichtsiegen musste Henrichs gegen die Nationalspieler und starken Großmeister David Baramidze und Jan Gustafsson auch zwei Niederlagen einstecken. Baramidze ist der Talentschmiede der Schachfreunde Brackel seit einigen Jahren entwachsen und steht zur Zeit in Diensten des Bundesligaclubs TSV Bindlach Aktionär.
So richtig in Schwung kam Henrichs erst im letzten Turnierdrittel: Seine drei verbleibenden Partien gewann der Internationale Meister (IM) mit Stil und Klasse. Keinem seiner Gegner ließ er auch nur den Hauch einer Chance, weder der großen deutschen Nachwuchshoffnung IM Arik Braun, noch dem Großmeister Vitaly Kunin, den er in der Schlussrunde überrollte. Kunin kämpfte zu diesem Zeitpunkt sogar noch um den Turniersieg, doch Henrichs hielt ihn von Anfang an im Klammergriff, den er trotz verzweifelter Gegenwehr bis zum Schluss nicht mehr lockerte. Ein Sieg, der Henrichs besondere Genugtuung verschafft haben dürfte: Vor genau zwei Jahren hatte ihm Kunin ebenfalls in der letzten Runde der Deutschen Meisterschaft eine bittere Niederlage beigebracht. Damals lag Henrichs überraschend ganz vorn in der Tabelle, zeigte aber gegen Kunin Nerven, so dass die ganz große Sensation ausblieb. Die Revanche war also geglückt.
Die starken Auftritte des Dortmunders bei Deutschen Meisterschaften haben nun fast schon Tradition. Bereits zum dritten Mal in Folge lässt er dort etliche höher eingestufte Großmeister hinter sich, im Vorjahr reichte es sogar zu Platz 4. Ein wichtiges Ziel hat Henrichs dieses mal allerdings verfehlt: Nach dem verhaltenen Turnierstart reichte seine „Performance“ unter dem Strich nicht ganz zur dritten und letzten Normerfüllung aus, die für eine Verleihung des Großmeistertitels durch den Weltschachbund nötig gewesen wäre. Die meisten Dortmunder Schachfans fragen sich jedoch schon seit einiger Zeit nicht mehr, ob, sondern nur noch, wann Henrichs dieser Schritt gelingt.
Felix Voigt, 24.02.2008
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